Kaum der
Wabe entschlüpft, wird der kleinen Biene Maja gesagt, dass nun Schluss mit der
Träumerei sei und, dass nun der Ernst des Lebens beginnt. Momo begegnet dem
Ernst des Lebens in Gestalt der grauen Männer und in der Unendlichen Geschichte
wird Phantasien von eben diesem Stück für Stück durch das Nichts zerfressen.
Für mich ist
der Ernst des Lebens Ernst, ein großer hagerer Mann mit leicht gebückter
Haltung. Er ist König Haggard ähnlich, mit dem das letzte Einhorn Bekanntschaft
machen musste. Seine Haut ist faltig und grau, seine Gesichtszüge grimmig, die
Augen gerötet und unruhig. Die dünnen Arme und Beine sehnig. Meist sind die
schmalen Lippen aufeinandergepresst und selten zu einem netten Wort bereit.
Falls er dennoch sprechen sollte, ähnelt seine Stimme einem warnendem Knurren.
Ernst mag keine Farben und ist meist in einem dunkelgrauen Dreiteiler
gekleidet, seine Füße stecken in polierten schwarzen Lederschuhen. Farben, so
meint er würden ihn nur vom wesentlichen im Leben ablenken. Genauso wäre die
tägliche Wahl zwischen verschiedenen Kleidungsstücken Zeitverschwendung.
Vielleicht sieht Ernst auch ein wenig aus wie Einstein, doch fehlt ihm das
bubenhafte glitzern in seinen Augen. Ernst raucht, und das nicht wenig.
Wahrscheinlich verraucht er zwei Schachteln Rothändel am Tag, was ihn aber
nicht weiter beunruhigt, schließlich scheut ihn die Aussicht auf einen frühen
Tod nicht. Nach Feierabend trinkt Ernst in der Kneipe am Eck sein Herrengedeck.
Aber immer nur ein leicht gewärmtes Bier, da sein unruhiger Magen, die gezapfte
Kälte nicht verträgt, und einen raumtemperierten Korn. Immer nur ein Bier und
ein Korn. Schließlich muss er mit Ernst durchs Leben gehen. Ernst ist Notar.
Wie alt er ist kann man schwer schätzen und verraten wird er es nicht.
Schließlich tut das nichts zu Sache. Viele Informationen sind einfach
überflüssig und uninteressant. Ernst findet sehr wenig interessant. Der
Börsenbericht ist interessant und die Todesanzeigen in der Tageszeitung.
Schließlich ist die Bedeutung des Lebens Vergänglichkeit. Alles ist
vergänglich, vom Nichts an- und aufgefressen.
Ernst lebt
vor sich hin, lebt das vorhersehbare Leben des Ernstes. Den einzigen Spaß den
er im Leben hat, ist uns hämisch grinsend im Nacken zu sitzen.
03. Juni
2009 YM
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