Wann begegnen wir dem Ernst des Lebens das erste Mal? Ist
die erste Begegnung vorbestimmt? Beginnt der Ernst des Lebens bei der Geburt,
kaum der erste Atemzug in der kalten, grellen Welt und da steht Ernst schon? Oder begegnen wir ihm erst im Kindergarten, am
ersten Schultag, während der Abschlussprüfung, der Lehre, des Studiums oder im
Berufsleben? Und wenn wir ihm begegnen, verbirgt er sich oder grinst er uns unverblümt
in unser erschrockenes Gesicht?
Ich habe Ernst das erste Mal im Kindergarten entdeckt. Zumindest bewusst. Mag sein, dass er mir auch schon früher mal den Schnuller hämisch kichernd aus dem Mund gezogen hat und um sich an meinen dicken Tränen zu ergötzen. Erinnern kann ich mich daran nicht . Was die frühkindlichen Erinnerungen angeht bin ich eher Durchschnitt, die beginnen mit drei.
Ich habe Ernst das erste Mal im Kindergarten entdeckt. Zumindest bewusst. Mag sein, dass er mir auch schon früher mal den Schnuller hämisch kichernd aus dem Mund gezogen hat und um sich an meinen dicken Tränen zu ergötzen. Erinnern kann ich mich daran nicht . Was die frühkindlichen Erinnerungen angeht bin ich eher Durchschnitt, die beginnen mit drei.
Kaum drei geworden, wurde ich, wie die meisten anderen
Kleinkinder ungefragt in den Kindergarten gesteckt. Ich war eher begeistert. Die
Aussicht jeden Tag mit vielen Kindern spielen zu dürfen und keine Eltern um mich
herum zu haben fand ich spannend. Sehnsüchtig dachte ich an Schlammschlachten,
die Einnahmen von diversen Klötzchenburgen, Dreihradwettrennen und mit
richtigem Kleber kleben. Wahnsinn! Der ersehnte Morgen war gekommen und wir maschierten den Hügel vom Hochhaus hinab Richtung
hell erleuchteten Bungalow. An der Hand meiner Mutter betraten ich den Tempel der Abenteuer, eine Nonne nahm uns in Empfang. Das war neu. Die schwarze Robe verunsicherte mich sehr, dennoch ließ ich die Hand meiner Mutter los und folgte tapfer der Dame in Schwarz. Hinter der
schweren Milchglastüre sah die Welt auch schon rosiger aus. Mich
begrüßte fröhliches Kindergebrabbel und Kindergarten war, was ich mir darunter
vorgestellt hatte. Spielen, zwischendurch vespern, wieder
spielen und mit Kleber kleben. Punkt 12:30 Uhr fand mein Abenteuer allerdings ein jähes Ende. Mittagsschlaf! Ich bin mir sicher, dass Ernst in diesem Momant das erste Mal hinter dem Spielzeugregal hervor lugte und mir zuzwinkerte. Schon als Kleinkind
ließ ich mir ungern etwas Vorschreiben. Außerdem machten schließlich nur Babies
einen Mittagsschlaf. Leute, ich bin DREI! Nach erstem Gezeter legte ich mich
auf den mit Matten ausgelegten Boden zu den anderen. Da
lag ich dann, die Augen geschlossen, bemüht zu schlafen. Konnte aber nicht
schlafen und setzte mich auf um das der Nonnen, die über unseren Köpfen thronte,
mitzuteilen. Durch ein kurzes abruptes
Handzeigen wurde mir allerdings sofort der Mund verboten und verständlich
gemacht, mich wieder auf meine Matte zu legen. Kurzer Zeit später setzte ich
mich wieder auf, da ich die Sache doch gerne erörtern wollte. Es musste ja schließlich
eine plausible Erklärung geben, warum ich jetzt schlafen sollte. Wieder wurde
ich, diesmal durch ein Zischen, mundtot
gemacht. In diesem Moment sah ich Ernst ganz deutlich hinter der Nonne stehen
und hörte sein rauchiges Kichern.
"Als Kind wird gemacht was die Erwachsenen sagen! Da gibt es keine Diskussion, Erwachsene haben immer Recht! Also Mund zu, Augen schließen und schlafen!!! So sind die Regeln! Hier beginnt der Ernst des Lebens! Gewöhne dich mal besser gleich dran!"
Mein erster und letzter Tag im Kindergarten. "Ätschibätsch!"
"Als Kind wird gemacht was die Erwachsenen sagen! Da gibt es keine Diskussion, Erwachsene haben immer Recht! Also Mund zu, Augen schließen und schlafen!!! So sind die Regeln! Hier beginnt der Ernst des Lebens! Gewöhne dich mal besser gleich dran!"
Mein erster und letzter Tag im Kindergarten. "Ätschibätsch!"
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